Buildership

Entrepreneurial Research

  • BMI Lab: Geschäftsmodelle systematisch entwickeln

    Prof. Dr. Oliver Gassmann

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    CEO Felix Hofmann

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    «Geschäftsmodelle entwickeln: 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Model Navigator» von Gassmann/Frankenberger/Csik

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    Ausschnitt aus der Business Model Innovation Map vom BMI Lab

Wissen schafft Mehrwert. Dr. Oliver Gassmann ist Professor für Innovationsmanagement an der Universität St. Gallen. Das Forschungsteam um Gassmann mit Assistenzprofessorin Dr. Karolin Frankenberger hat fünf Jahre lang Geschäftsmodell-Innovationen von Großkonzernen wie Apple, Amazon, Ebay und Nestlé sowie Startups unter die Lupe genommen. Dabei ist das Team auf Erstaunliches gestoßen.

55 Grundmuster

Gassmann und Co. sind der Frage nachgegangen, wie Unternehmen mit Geschäftsmodell-Innovationen ihre Branche revolutionieren und neue Märkte schaffen. Bei 90% aller untersuchten Fälle fanden sie dieselben 55 wiederkehrenden Muster – in unterschiedlichen Kombinationen.

Anders gesagt und weitergedacht lautet die These: Das Innovieren von Geschäftmodellen folgt bestimmten Grundmustern, die man konkret beschreiben und daher auch systematisch nutzen kann – ähnlich wie Kochrezepte. Eines dieser Muster ist das bekannte «Razor and Blade»-Muster. Hierbei wird ein Basisprodukt (z.B. ein Rasierer) günstig oder kostenlos auf den Markt gebracht und dann über den Verkauf von Verbrauchsgütern (z.B. Rasierklingen) finanziert. Beschrieben sind sie im Buch «Geschäftsmodelle entwickeln: 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Model Navigator» von Gassmann/Frankenberger/Csik im Hanser-Verlag (Executive Summary, Link zum Buch).

Erkenntnisgewinn

Um den Nutzen der Erfolgsrezepte auch für andere zu maximieren, haben Gassmann und Frankenberger mit Erscheinen des Buches 2013 das BMI Lab gegründet. Mit der eigenen Firma treiben sie Business-Modell-Innovationen im echten Wirtschaftsleben voran.

BMI Lab in Zürich

Das ausgegründete BMI Lab ist in einem Coworking Space im pulsierenden Stadtteil Zürich West angesiedelt. Zürich liegt zentral in Europa mit guten Anbindungen in alle DACH-Richtungen plus Flughafen für Kunden aus der Ferne – oder für den Weg zu Kunden und Partnern im Ausland. Das BMI Lab hat acht Mitarbeitende (Stand Anfang 2016) – von jungen Machern und Denkern bis hin zum gestandenen Unternehmensberater. Seit dem Gründungsjahr wird das Tagesgeschäft von CEO Felix Hofmann geführt.

Anleitung zur Geschäftsmodell-Innovation

Das BMI Lab bietet Unternehmen (meist Konzernen oder großen KMU) neben Beratung auch Schulungen im Bereich action-based education an. Ein weiteres Format ist der Business Model Think Tank, bei dem sich eine gute Handvoll Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen mehrere Male im Jahr trifft. Angeleitet und moderiert vom BMI Lab tauschen sich die Unternehmen über ihre Arbeit an Geschäftsmodell-Innovationen aus, lernen mit- und voneinander.

Auch der Lehrer lernt von den Schülern: Das BMI Lab erforscht im Business Model Think Tank die Implementierung von innovativen Ansätzen und lässt Erkenntnisse via Gassmann und Frankenberger in die Forschung an der Universität St. Gallen einfließen.

Spielerische Komponente

Bei der action-based education kommen die 55 Karten ins Spiel, die das BMI Lab auch als Kartenset anbietet. Die Spielkarten basieren auf dem Business Model Navigator von Gassmanns Team und sind als Anstoßgeber und Beschleuniger der Ideenfindung beim Innovations-Brainstorming gedacht.

Quantitativer Ansatz – anything goes

CEO Felix Hofmann beschreibt zwei Prinzipien, nach denen das BMI Lab mit den Karten arbeitet: Bei Anwendung des Konfrontationsprinzips werden viele der 55 Karten gespielt und die Workshopteilnehmer übertragen andere Grundmuster aus fremden Branchen auf ihre eigenen Geschäftsmodelle.

Bei diesem quantitativen Ansatz kommen in ein bis zwei Workshopstunden leicht mal 100 neue, innovative Geschäftsmodell-Ansätze zusammen, davon mehrere mit hohem Umsetzungspotenzial. Die Schwierigkeit liegt hier eher in der Auswahl. Auch in dieser Hinsicht begleitet das BMI Lab den kreativen Prozess und strukturiert ihn so weit wie nötig.

Qualitativer Ansatz

Beim Arbeiten nach dem Ähnlichkeitsprinzip recherchiert das BMI Lab im Vorfeld bestehende Pains des Kunden sowie Branchentrends und sucht aus den 55 die passenden Grundmuster als Anstoß- und Beschleunigunsmittel für den Workshop. Auch auf diese Weise können innovationsaffine Kunden die dominante Markt-Logik zumindest konzeptionell durchbrechen und wertvolle Grundlagenarbeit für tiefgreifende Geschäftsmodell-Innovationen leisten.

Methodenvielfalt

Neben den 55 Karten aus eigener Schmiede setzt das BMI Lab je nach Auftrag, Fragestellung und Kundenprofil auch andere Tools und Methoden ein, wie zum Beispiel Business Model Canvas, Blue Ocean Strategy oder Design Thinking. Hauptsache, die Ideen sprudeln.

Next Big Thing: Internet of Things

Nachdem in den ersten Jahren des End-Consumer-Internets virtuelle Welten entstanden und neue, digitale Produkte entworfen worden sind, halten die Macher des BMI Lab das Internet der Dinge (Internet of Things – IoT) für das nächste große Ding – oder mindestens für eines der ganz großen Wirtschaftsthemen der Zukunft. Dank Mikrochips und kabelloser Datenübertragung werden bislang unvernetzte Gebrauchsgegenstände Teil des Internets: Kühlschränke, Kochroboter, Fahrräder, you name it.

Netz mit Knöpfen

Felix Hofmann nennt den bislang nur in den USA erhältlichen Dash Button von Amazon als anschauliches Beispiel: Man klebt einen WLAN-fähigen Bestellknopf an die Waschmaschine, teilt Amazon sein Lieblingswaschmittel mit und kann per Knopfdruck nachbestellen, wann immer das Waschmittel alle ist – ohne sich einzuloggen oder eine App zu starten.

Am Puls der Entwicklungen

Vielleicht ist es kein Zufall, dass das IoT Lab von Bosch direkt neben den Räumen liegt, die das BMI Lab in St. Gallen nutzt. Auch der informelle Austausch hilft Prof. Gassmann und damit dem BMI Lab, stets am Puls der neuesten Entwicklungen zu bleiben. Ob Software oder Geräte, Landwirtschaft 4.0 oder Smart City – im BMI Lab sind Geschäftsmodell-Innovationen an sich das nächste große Ding.

[Januar 2016]