Der folgende Artikel erläutert, zu welchem Zweck Business Cases modelliert werden. Außerdem wird gezeigt, worauf bei der Modellierung grundsätzlich zu achten ist.
Business Case – warum?
Ein Business Case ist die modellhafte Abbildung eines Geschäftsszenarios. Mit unterschiedlichen Business Cases können Vor- und Nachteile von verschiedenen Investitionsmöglichkeiten untersucht werden. Und zwar stets unter Abwägung ihrer zukünftigen finanziellen und strategischen Auswirkungen. Das übergeordnete Ziel des Business-Case-Modelierens ist es, als Entscheidungsgrundlage zu dienen – meistens im Rahmen einer Suche nach der wirtschaftlich vorteilhaftesten Alternative.
Vor- und Nachteile von Modellen
Bereits vor der Modellierung eines Business Case sollte man die grundsätzlichen Vor- und Nachteile von Modellen bedenken.
Vorteile
- Modelle machen komplexe Sachverhalte der Realität leichter verständlich.
- Modelle ermöglichen einen besseren Wissenstransfer.
- Modelle fördern vernetztes Denken.
Nachteile
- Modelle können die Realität nicht vollständig abbilden.
- Modelle unterschlagen womöglich wichtige Informationen, die für das Verständnis der Realität wichtig sind.
- Die Modellaussagen sind nur in Bezug auf das abgebildete Szenario gültig, basierend auf den getroffenen Annahmen.
Wann ein Business Case sinnvoll ist
Die Modellierung eines Business Case ist nur sinnvoll, wenn eine Entscheidung zwischen mindestens zwei Szenarien getroffen werden soll. Das ist üblicherweise bei Investitionsentscheidungen der Fall, wenn zum Beispiel Fragen wie die folgenden beantwortet werden sollen.
- Welche Maschine soll angeschafft werden (A oder B)?
- Welches Geschäftsmodell soll umgesetzt werden (A, B oder C)?
- Soll eine Immobilie für den Unternehmenssitz gekauft oder gemietet werden?
Fünf Fragen vor dem Start
- Welche Entscheidung soll mit dem Business Case unterstützt werden?
- Wer ist Adressat des Business Case und muss diesen verstehen können?
- Welchen Zeitraum muss der Business Case umfassen, damit er ein zutreffendes Bild zeichnen kann?
- In welchem Detaillierungsgrad muss der Business Case analysieren und darstellen?
- Wie muss der Business Case seine Ergebnisse aufbereiten und darstellen, damit er eine solide Entscheidungsgrundlage für den Adressaten bietet?
Zudem sollten zwei typische Fehler bei der späteren Modellierung in jedem Fall vermieden werden, weil diese zur Unbrauchbarkeit des Business Case führen.
- Die Fragestellung zu den Alternativen, für die der Business Case als Entscheidungsgrundlage dienen soll, ist nicht klar formuliert.
- Falsche oder alte Daten-Inputs sowie unpassende Berechnungsmethoden werden verwendet.
Business-Case-Modellierung in der Praxis
Die Modellierung des Business Case beginnt idealerweise nicht gleich mit einer Tabellenkalkulation, sondern als Skizze – zum Beispiel auf einem Blatt Papier. Beim Durchdenken des Business Case geht man Top-Down vor (Output → Input), während man dann beim eigentlichen Modellieren Bottom-Up (Input → Output) vorgeht.
Bereits die Skizze sollte möglichst alle im Business Case enthaltenen Teilmodelle (Umsatzmodell, Kostenmodell, Finanzierungsmodell etc.) und deren Bestandteile sowie die Interdependenzen zwischen den Teilmodellen abbilden.
Anschließend folgt die Wahl der richtigen Berechnungsmethode (statisches und/oder dynamisches Verfahren), die Datensammlung (Input) und zum Schluss die eigentliche Business-Case-Modellierung mit einem Tabellenkalkulationsprogramm (Output).
In einem Business Case arbeitet man mit Ein- und Auszahlungen, da die tatsächlichen Zahlungsströme nach verbreiteter Meinung am unmittelbarsten die Wirtschaftlichkeit eines Geschäftsszenarios wiedergeben.
Quellen
Prexl, Sebastian et al. (2010): Financial Modeling, Stuttgart.
Soubega, Eric (2013): Mastering Financial Modeling. A Professional's Guide to Building Financial Models in Microsoft Excel, New York.
Taschner, Andreas (2013): Business Cases. Ein anwendungsorientierter Leitfaden, 2. Auflage, Wiesbaden.
[November 2015]