Buildership

Entrepreneurial Research

  • Investments weit über Barcelona hinaus

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    Das Team von Active Venture Partners auf ihrer Büro-Dachterrasse mitten in Barcelona

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    Esteve Jané, Investment Associate bei Active Venture Partners

Active Venture Partners sitzen in Barcelona, sind aber weit über die Grenzen Kataloniens hinaus tätig: in ganz Spanien, in den deutschsprachigen Ländern sowie in Skandinavien. Das Portfolio von Active VP umfasst Startups aus den Bereichen Tech, Mobile Analytics, Online-Auktionen, E-Commerce, Social Networking, Mobile Apps und Software.

Eine ungeschriebene Regel besagt, dass VCs meist innerhalb eines geografischen Umkreises von 300 Kilometern investieren, wo sie den Markt und das kulturelle Umfeld kennen. Daher haben Active VP eine Zweigstelle in Hamburg eröffnet. Zudem sind zwei der fünf Partner Deutsche, einer ist halb niederländisch und halb deutsch, einer kommt aus Schweden und der fünfte aus Großbritannien. Alle Partner haben jahrelang über den Erdball verstreut gelebt und Erfahrungen sammelt, darunter auch im Silicon Valley.

Investitionsmerkmale

Aktuell (im November 2014) verwalten Active VP zwei Fonds: einen mit 20 Mio. €, den anderen mit 54 Mio. €. Im Gegenzug für Minderheitsanteile investieren sie jeweils 1–5 Mio. € in umsatzgetriebene Startups mit 500.000 € Umsatz im Jahr oder mehr und mit steigender Tendenz. Oder in Startups, die noch wenig Umsatz haben, aber dafür eine sehr ehrgeizige und handfeste Vision. Im Durchschnitt halten Active VP ihre Anteile 5–7 Jahre lang bis zum Exit.

Active VP beteiligen sich zurzeit nur mit Eigenkapital an Unternehmen, Mezzanine-Finanzierungen kommen nicht vor. Unternehmen im Seed Stage kommen für Active VP nicht in Frage, weil solchen Startups der sogenannte Proof of Concept fehlt, zum Beispiel erste Umsätze. In der Seed-Phase sind Business Angels als potenzielle Investoren für Startups interessanter.

Investitionskriterien

Investment Associate Esteve Jané gibt uns Auskunft über die Investitionskriterien von Active VP: Etwa 80% der Investitionsentscheidung fallen aufgrund von Teamkriterien. Active VP suchen Teams, die komplementäre Fähigkeiten und Kompetenzen vereinen. Das dürfen gerne auch Erfahrungen aus vorherigen Gründungen sein. Active VP wollen sicherstellen, dass Teams die Herausforderungen meistern können, die schnelles Wachstum und das Ausprobieren neuer Geschäftsmodelle am Markt mit sich bringen. Daher hat bei Active VP ein erfahrenes Team mit einer guten Idee auch mehr Chancen als ein unerfahrenes Team mit einer absolut umwerfenden Idee.

Das Marktpotenzial ist der zweite wichtige Faktor, um bei Active VP in die engere Auswahl zu kommen. Steigende Umsätze und später natürlich auch steigende Gewinne müssen absehbar sein. Dabei sind die relativen Wachstumsraten zunächst entscheidender als der absolute Umsatz. Das Startup sollte auch das Big-Money-Modell verfolgen: Die besten Finanzierungsressourcen sind und bleiben möglichst viele zahlende Kunden auf einem möglichst großen Markt. Daher kommt der Beschleunigung des Wachstums eine Schlüsselrolle zu: Es gilt, möglichst schnell die Nummer eins am Markt zu werden. Hier liegen auch die größten Hürden für neue Unternehmen, wenn sie in den Wettbewerb eintreten.

Ein weiteres Investitionskriterium ist natürlich das Produkt oder die Dienstleistung an sich: Active VP horchen auf, wenn der sogenannte «Wow!»-Faktor oder der «WoM»-Faktor (Word of Mouth, Mundpropaganda) spürbar ist. Nur Unternehmen mit innovativen Produkten oder Dienstleistungen lösen Wow und WoM aus. Sie versprechen weitaus mehr Wachstum als Geschäftsmodelle, die Bestehendes imitieren.

Anlageprozess

Im Gegensatz zu andern Investmentfonds investieren Active VP manchmal schon innerhalb von Wochen und nicht erst von Monaten. Aber im Durchschnitt brauchen Startups rund 6 Monate, um eine Investitionsrunde zu schließen – von der ersten Kontaktaufnahme über den Pitch beim Investor bis zur Vertragsunterzeichnung. Gründer/innen bzw. deren CFOs sollten bei der Liquiditätsplanung daher beachten, dass bei Beginn der Finanzierungsrunde die Reserven noch für mindestens 6 Monate reichen. Ein erfolgreicher Abschluss sollte das Startup 12–18 lang finanzieren. So können sich die Unternehmer 9–12 Monate auf das Kerngeschäft und aufs Wachstum konzentrieren. In den kommenden 6 Monaten stehen weitere Roadshows und die Investorensuche der zweiten Runde an.

Startups beginnen die Suche klassischerweise, indem sie ihre Geschäftsidee in Form einer Zusammenfassung (Executive Summary) versenden. Das genaue Format spiele keine so große Rolle, solange die Botschaft deutlich sei, betont Esteve von Active VP. Das Executive Summary fasst Marktchancen zusammen, liefert eine validierte Bewertung des Unternehmens, stellt das Team vor, enthält einen Wachstumsplan, eine grobe Finanzplanung und stellt natürlich das Produkt oder die Dienstleistung vor.

Added Value

Active VP bieten einen entscheidenden Mehrwert zum reinen Investment: Kontakte zu einem internationalen Netzwerk von Branchenexperten. Ihr Netzwerk reicht bis nach Skandinavien, in die DACH-Länder (Deutschland, Austria, Schweiz) sowie nach Spanien und Lateinamerika. Darüber hinaus veranstalten Active VP jedes Jahr die so genannten Portfolio-Tage: Am runden Tisch sitzen CEOs, CTOs und CFOs von Startups aus dem Active-VP-Portfolio mit Branchenführern zusammen. Das hilft den Startups auf der Suche nach Best-Practice-Ansätzen. Und es ermöglicht einen vertieften Erfahrungsaustausch und Kontakte zu Investoren, Technologiekäufern und seriellen Unternehmern.

Wenn Startups nach geeigneten VC-Investoren suchen, sollten Startups die VCs im Sinne einer Due Diligence auf Herz und Nieren darauf prüfen, ob sie zur Vision des Startups passen. Dabei sollte der potenziell zuständige VC-Partner zum Unternehmen passen – auch menschlich. Aber auch die Gesamtperformance der VC-Gesellschaft, ihr Dealsheet und ihr Netzwerk entscheiden darüber, ob die Investitionssumme tatsächlich smart money ist – oder einfach nur Geld.

Kontaktaufnahme

Es hilft, direkt einen Partner mit dem «Wow!»-Effekt zu begeistern. Sonst müssen erst noch die Mitarbeitenden auf die Chefs zugehen. Eine Top-down-Strategie ist bei Active VP demnach aussichtsreicher als ein Bottom-up-Ansatz. Am einfachsten gelangt man direkt an die Partner, wenn man sich ihnen durch Bekannte (von Bekannten) vorstellen lässt. Aber man kann es auch auf LinkedIn probieren – oder so wie Buildership und Esteve eine E-Mail schreiben.

[November 2014, Bilder © Active Venture Partners]