Eventpersonal und Messehostessen werden ständig gesucht und viele junge Leute verdienen sich gerne etwas dazu. Die Frage, wie beide Seiten schnell, einfach und seriös zueinanderfinden, hat das Startup InStaff elegant gelöst: mit einem Online-Marktplatz, begleitet von persönlichem Support. Das Beispiel InStaff zeigt, wie ein schnell rentabler Markteintritt möglich ist, wenn er auf menschlich überzeugenden Werten wie Ehrlichkeit, Offenheit und Transparenz basiert. Oder gerade weil.
Nachfrage und Angebote bei InStaff
Auf der Website von InStaff können Kunden ihren Bedarf anmelden, wenn sie einen Messestand oder ein Event planen. Hostessen, Hosts und Eventler können nach dem Anlegen eines Profils dem Kunden ihre Verfügbarkeit signalisieren und einen Stundenlohn nennen, für den sie zu arbeiten bereit wären. Dieser hängt von der Erfahrung im genannten Bereich und von den Umständen des Einsatzes ab. Und er muss über dem Mindestlohn liegen – faire Bezahlung ist Pflicht bei InStaff.
Kunden können anhand der Profile und Angebote unter den interessierten Zeitarbeitern auswählen und diese verbindlich für den Einsatz buchen. Fragen beantwortet der telefonische Kundenservice jeden Tag von 8 bis 22 Uhr. Während des Einsatzes können die Kunden dem Hosting- und Eventpersonal Anweisungen geben, der Arbeitsvertrag besteht aber zwischen InStaff und den Mitarbeitenden. Letztere sind wiederum als kurzfristig Beschäftigte bei InStaff angestellt und dürfen maximal 70 Tage im Jahr auf Lohnsteuerkarte arbeiten. Um all diese arbeitsrechtlichen Aspekte (und noch viel mehr Details) müssen aber sich weder Kunden noch temporär Beschäftigte kümmern – all das klärt InStaff bilareteral mit der bundesrepublikanischen Arbeitsmarktbürokratie. Zudem prüft InStaff die Seriösität von Kunden und Profilinhabern.
Durchstarten mit dem zweiten Startup
Gegründet wurde InStaff im Frühjahr 2014 von Pascal Klein und Max Kunz, die sich an ihrem ersten Studientag am Karlsruher Institut für Technologie kennenlernten. Pascal war nach dem Studium am Startup Honestly beteiligt, das eine smarte Meinungsumfrage-Software optimiert für mobile Endgeräte auf den Markt brachte. Erlöse aus seinem Exit und Coding-Erfahrungen brachte er in die neue Gründung ein. Max hat nach dem Wirtschaftsingenieurwesen-Studium bei 1&1 und KPMG gearbeitet und dort viel über Menschen und Märkte gelernt.
Eigenkapital und 25.000 € vom Accelerator Axel Springer Plug & Play (im Gegenzug für eine 5%-Beteiligung) ermöglichten die Gründung der GmbH und ein Vollzeit-Engagement der beiden Entrepreneure. Sie zogen auf Ruf des Accelerators nach Berlin und bekamen Büroräume zur Verfügung gestellt. Für das Freizeitabenteuerpotenzial der kleinen Stadt an der Spree haben Max und Pascal momentan kaum Zeit, weil das Wachstum ihrer Unternehmung atemberaubend schnell verläuft: Von Juli bis September hat sich der Umsatz annähernd vervierfacht und das Startup arbeitet nach nur 7 Monaten kostendeckend. Das gelingt nur den allerwenigsten Neugründungen.
Start wie aus dem Lehrbuch
Mit SEO und AdWords-SEM lenkt InStaff potenzielle Kunden auf die Plattform, wenn sie nach Hostessen oder Eventpersonal suchen. Später kam noch Content Marketing hinzu: selbstgeschriebene Artikel über das eigene Startup – eine Erfolgsgeschichte, die gern publiziert und oft gelesen wird. Die Backlinks erhöhten wiederum das Ranking in der organischen Googlesuche.
Erfolgsverstärkend wirkten auch der Fokus auf Ehrlichkeit und Transparenz sowie die Fähigkeit, nein zu sagen: InStaff legt offen, dass die Zeitarbeiter 70% des vom Kunden gezahlten Stundenlohns erhalten und 30% die Vermittlungsgebühr ausmachen. Und es gibt keine Rabatte – ebenso keine Miniröcke oder sonstige anrüchige Arbeitseinsätze. Und keine Diskussion bei ausgefallenen Sonderwünschen – diese können neue Komplikationen bedeuten, für die einem Startup schlichtweg die Ressourcen fehlen. Der Fokus aufs Wesentliche ist ein Erfolgsfaktor, den Max für InStaff beschreibt – und das er auch anderen Gründern empfiehlt.
Nah am Kunden
In der Frühphase entwickelte Pascal die Plattform allein und kümmert sich bis heute ums Online-Marketing. Max war vor allem fürs Operative zuständig: Er betreute täglich von 8 bis 22 Uhr das Kundentelefon, auch am Wochenende. So lernte er die Kundenbedürfnisse genau erkennen und konnte bei wiederholt auftretenden Problemen mit Kunden systematisch einen Prozess definieren, wie in solchen Situationen zu handeln ist. Mittlerweile hat InStaff zwei patente Mitarbeiterinnen, die Interviews mit Zeitarbeit-Bewerbern führen (bevor diese für die Plattform freigeschaltet werden) und die Kunden am Telefon betreuen. Als Vertretung, aber auch aus Prinzip hilft Max immer wieder im Support, um nah am Kunden zu bleiben. Auch das empfiehlt er allen Gründern: regelmäßig Kundensupport leisten, um Probleme rechtzeitig zu erkennen und Lösungen dafür zu finden, bevor sie ein weiteres Mal auftreten.
Keine Zeit für Kapitalsuche
Trotz oder auch wegen der erfolgreichen Zahlen strebt die Instaff & Jobs GmbH weiteres Wachstum an, für das sie frisches Kapital von Investoren aufzunehmen bereit wäre. Doch die Prozesse der Investoren sind erstaunlicherweise nicht auf Startups und Gründer mit wenig Zeitressourcen ausgelegt. Ständiges Pitchen, die Vorbereitung und Betreuung einer Due Diligence, die Prüfung von Term Sheets – all das zusammengenommen ist ein anstrengender und zeitfressender Prozess zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Gründer vielmehr um ihr operatives Kerngeschäft kümmern müssen – auch im Interesse von Investoren. So kommt es nicht von ungefähr, dass Max uns erzählt, InStaff sei bereit, mehr Anteile für weniger Kapital abzugeben, wenn der Investitionsprozess dafür schneller und weniger aufwendig abgewickelt werden würde.
Disrupt – im Guten
To disrupt heißt auf Deutsch zerstören, sprengen, auseinanderreißen. In der Gründungskultur ist «Disrupt!» ein Ausruf und sogar Aufruf dazu, bestehende, althergebrachte Geschäftsmodelle zu vernichten und einen Markt völlig zu überrollen. Gemeint ist eine kreative Zerstörung und im besten Fall auch eine Verbesserung für alle Anspruchsgruppen. Auf dem Zeitarbeitsmarkt für Messen und Events sind momentan noch viele umständliche bis unseriöse Anbieter unterwegs. Durch die überzeugende Kraft von Transparenz, funktionaler Ästhetik und ehrlicher Betreuung, dank Menschenkenntnis, Respekt und Augenhöhe mit Kunden und temporär Angestellten hat InStaff einen bemerkenswerten Start hingelegt – und lebt disruption von seiner besten Seite.
[Dezember 2014, Bilder © InStaff]