Um weite Strecken auf dem Wasser zurückzulegen, gibt es Ruderboote, Motorboote und Segelboote. Doch Rudern ist eine schweißtreibende Sportart und Entrepreneure brauchen ihre Ausdauer woanders. Kraftstoff für Motorboote kostet Geld, doch wenn man es hat (und die Auswirkungen auf die Umwelt in Kauf nimmt) tuckert der Motor so lange, bis der Tank leer ist. Beim Segeln bläst der Wind zwar nicht konstant und manchmal auch aus der falschen Richtung. Dafür er ist eine kraftvolle, unbegrenzte Ressource – und vor allem kostenlos. Man muss nur ein Segelboot manövrieren können, was weitaus anspruchsvoller ist, als ein Motorboot zu steuern. In vielerlei Hinsicht sind sich Entrepreneurship und Segeln sehr ähnlich.
Nehmen wir zum Beispiel die Lean-Startup-Methode. Im übertragenen Sinne fahren Großkonzerne überwiegend mit Treibstoff und zahlen für Marktrecherchen, um die Wünsche und Meinungen ihrer (potenziellen) Kunden in Erfahrung zu bringen. Anders die nach der Lean-Methode arbeitenden Startups: Sie setzen ihre Segel, stechen in den Beta-See und haben im Idealfall von früh an zahlende (oder zumindest aktive) Kunden, die gerne Feedback geben oder ihre Erfahrungen mit Freunden freiwillig teilen. Das Lean-Startup kann sich Marktrecherche auf diesem Weg sogar bezahlen lassen. Und es begibt sich in einen regen Austausch mit Kunden. Als Nebeneffekt stärkt die Interaktion auch noch deren Bezug zur Marke.
Der Austausch zahlt sich aus
Nur die Ideen- und Mutlosen zahlen für Marktrecherchen. Natürlich setzt es ein gesundes Selbstbewusstsein voraus, um das noch nicht perfekte Produkt (oder die Dienstleistung) unter dem Markennamen der Öffentlichkeit zu präsentieren und mehr oder weniger direkt um Feedback zu bitten. Aber wie in jeder funktionierenden Beziehung sollte sich eine Firma oder Marke mit ihrem allerwichtigsten Partner austauschen: den Kunden. Wer würde sich im Privaten nicht freuen, wenn der Partner fragt: Wie kann ich mich verbessern? Was kann ich tun, um dich noch glücklicher zu machen?
Gratis-Marketing mit Partnerschaften
Auch aufs Marketing trifft die Segel-Metapher zu. Man kann entweder Treibstoff (jede Form von Werbung) kaufen und das Marketing-Motorboot in jede beliebige Richtung steuern – auch in die falsche. Wenn das Budget aufgebraucht ist, ist die Reise vorbei. Oder man hält nach Winden Ausschau und manövriert sein Marketing-Segelboot vorwärts, ohne dafür zu zahlen: zum Beispiel mit Partnerschaften.
Professionelle Partnerschaften funktionieren auf Win-win-Basis. Man kann beispielsweise Firmen oder Publikationen identifizieren, deren Mitarbeitende oder Leserschaft sich für das eigene Produkt oder die Dienstleistung interessieren könnten. Denen kann man Rabatt-Gutscheine anbieten. So lassen sich wenigstens die Herstellungs- oder Betriebskosten decken und man hat neue Kunden gewonnen, ohne für sie zu zahlen – außer mit etwas Zeit. Es mag nicht für jeden das Passende sein, aber das ist das Segel-Prinzip: Man bezahlt nur mit Zeit.
[Foto © Florian Stenschke / auf Booma, Lake Charlevoix, Michigan 2013]